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13. November 2008 4 13 /11 /November /2008 23:32

 

Mitte Sommer wurde es einfach heiss und da Rolf eigentlich die groben Arbeiten verrichtete (derweil ich sehr oft bloss mit Farbkübel, Abdeckband, Pinsel und schrecklich bekleckerten Kleidern rumlief) sehnte er sich nach einem Bad. Den Güllenkasten (Jauchegrube unter dem Misthaufen) hatten wir ja schon mit Aushub der Tenne bis auf 40 cm aufgefüllt. Darauf hatten die Maurer ein Armierungsgitter gelegt und eine Betondecke angebracht. Wir hatten dort jetzt 16 m2 30 cm tiefes Wasser und neben einem grossen Wurzelstock aus dem Wald konnten wir Seerosen, Schilf, Dotterblumen und alles was wir an Bachrändern fanden, pflanzen. Alles gedieh prächtig. Nun gibt es heutzutage „Schwimmteiche“ wo das Wasser vom Schwimmbereich durch einen Wasser-Pflanzengarten fliesst und sich dadurch säubert.

Die Idee war da und wir hatten ja noch die Jauchegrube gleich daneben. 8 Meter lang, 2 Meter breit, 1.4 Meter tief. Die Jauche war im Vorjahr schon von einer Spezialfirma entnommen worden, samt Bodensatz. Na ja, wir haben dann aber noch mindestens 50 Eimer Bodensand rausgehoben (Rolf unten am schaufeln, ich oben am ziehen und ausleeren). Danach haben wir die ganze Grube mit einem Hochdruckreiniger geputzt und auch noch einiges abgescharrt. Mit Javelwasser desinfiziert und nochmals gefegt. Unser Brunnen langt für den Haushalt, aber um 20 m3 Wasser einzufüllen hat es dann doch 10 Tage gedauert. Unser Brunnen führt bloss das Wasser unserer Quelle welches wir im Haushalt und Garten nicht benötigen. Später kam das Problem mit der Algenbildung. Unsere Pflanzen im Wassergarten waren noch klein. Das Wasser ist hier sehr kalkhaltig was wiederum Nahrung für die Algen ist und zu allem hat uns die Umwälzpumpe während den schönsten und wärmsten Tagen einen Streich gespielt. Aber Rolf liess sich nicht beirren, wenn er zu heiss hatte beim Arbeiten leistete er sich ein Bad und hatte daran soviel Freude wie in seinem schön blauen Chlorschwimmbecken welches er in seinem vorigen Haus hatte (wir sind kein Ehepaar sondern 2 verwitwete Leutchen die sich mögen und jetzt zusammengezogen sind). Jetzt hoffen wir, dass sich in den 2 Becken im Sommer 2009 das Gleichgewicht Wasser+Pflanzen einpendeln wird. Auf jeden Fall haben wir diesen Sommer schon Libellen gehabt und eines morgens flüchtete sogar ein Frosch vor mir durch einen Sprung von der Terrasse in den „Schwimmteich“. Nicht zu vergessen die Vögel, die baden, spritzen und sogar um den besten Platz im seichten Wasser der Pflanzen zanken!

Die Terrasse ist auch so ein Kapitel. Die Stalldecke war ja aus Douglas (ein sehr resistentes Holz auch für draussen geeignet). Die Bretter waren von 1974 und nach fleissigem Fegen wie neu. Die Balken desgleichen. Unser Zimmermann, er muss es ja wissen, hat uns aber abgeraten davon etwas im Haus einzubauen. Sobald geheizt werde, könnten die Hölzer noch Jahrelang Stallgeruch ausdünsten. Da war doch eine schöne Holzterrasse vorgegeben! Und die haben wir dann auch gebaut und ein Mittagsschläfli,oder abends ein Buch lesen da draussen, mit der schönen Aussicht auf Eiger-Mönch-Jungfrau ist das höchste.

Die nächste Bau-Etape, eigentlich das Unangenehmste, war die Kellerdecke isolieren. Im alten Wohnzimmer und Schlafzimmer war ein neuer Boden auf den alten genagelt worden. Eine Heidenarbeit diesen wegnehmen da alle 20 cm ein verzinkter 8 cm Nagel eingeschlagen war. Mit den Jahren sassen die Nägel so fest dass ich einen Geissfuss (Stemmeisen) benutzen musste. Da kamen die Rücken- und Knieschmerzen vom Frühling während der Fliesenarbeit zurück.

Wir wollten den alten, sehr abgelaufenen Boden behalten. Die Bretter sind zwischen 25 und 35 cm breit und schön ausgewaschen. Wir wissen nicht ob von 100-jahrelangem Fegen mit Seifenlauge oder vom 100-jahrelangem Begehen. Im Wohnzimmer war es unumgänglich die höchsten Buckel (Aeste laufen sich ja nicht ab, da dies Holz viel härter ist) wegzuhobeln. Ansonsten kein Stuhl ohne zu wackeln stehen würde. Mit viel Lauge und Fegen haben wir den Boden schön sauber gekriegt und aus den cm-breiten Zwischenräume habe ich mit einem Schraubenzieher den 150jährigen Hausstaub ausgekratzt.

Da wir diesen Boden behalten wollten musste die Isolation im Keller angebracht werden. Der Keller ist feucht da Bergfluss die hintere Wand nass hält. Deswegen haben wir uns entschlossen, an die Decke zwischen den Balken 16 cm starke Styroporplatten anzubringen (so dick waren die Balken). Schafwolle traute ich dann doch nicht zu verwenden für einen feuchten Raum . Wir bekamen von der Lieferfirma eine Schneidmaschine mit heissem Draht geliehen und haben dann 2 Tage lang Platten zugeschnitten und diese an der Decke angebracht. Der Keller war auch gleich viel heller dank der jetzt weissen Decke.

Eine Etage höher mussten wir danach die alten Wandverkleidungen rausreissen und wieder kamen riesige Wespennester zum Vorschein. Merkwürdigerweise auf der Westseite keine einzige Spur von Mäusen. Ob die Wand immer dicht war oder ob sonst etwas nicht passte (vielleicht eine unterirdische Wasserader ? Tiere merken doch so was!?). Wieder Holzeinbau um alle Zwischenräume zu füllen und danach 12 cm starke Hölzer um die 12 cm dicken Schafwollmatten anzubringen.

An einem Wochenende kam dann mein Sohn Patrick zu Besuch und half die Zimmerdecke rauszunehmen. Mit Hilfe von Axt, Stemmeisen und Kreissäge haben wir alle es geschafft die Decke, welche zugleich Boden der oberen Zimmer war, rauszunehmen. Da zwischen jedem Brett uralter Staub lag, hatten wir danach auf dem unteren Boden doch eine zirka 1 cm hohe Staub- und Dreckschicht. Und in allen Zimmern war alles megastaubig weil wir in dem Haus keine Türen einbauen, Ausnahme: das Gäste-WC.

Jetzt kam das schönste am Umbau. Ueber der Küche, wo die Decke angehoben worden war hatten wir jetzt eine Galerie wo 2 Gästebetten, mein Nähtisch und der Bügeltisch schön Platz haben. Ueber dem jetzt freigelegten Wohnzimmer, welches nun zirka 3.8 Meter hoch war bauten wir an der Ost-, Süd- und Westwand entlang, mit alten Raven vom Dach (gefegt, geschliffen und lackiert) eine 80 cm breite Laube und benutzten dazu auch wieder die alten Bretter welche wir vorher grad weggenommen hatten. Dann noch ein Geländer aus Armierungseisen. Dies wird ja rostig gekauft. Die Arbeit vom entrosten, Rostschutz anpinseln und danach noch rot lackieren war mühsam und lang – nie mehr! Die Deckenbalken zwischen den alten Zimmern durften wir natürlich nicht entfernen, das Haus muss ja ein Skelett behalten! Diese Balken haben wir geputzt und lackiert und wir sind sehr zufrieden mit dem Resultat. Siehe Fotos...

Rolf hat auch in diesem Zimmer, welches jetzt auf der Frontseite 2 übereinanderliegende Fensterreihen hat und auf der Seite 3 Fenstertüren, alle Fenster selbst gemacht und die Isoliergläser eingebaut (ausser der Fenstertüre welche geöffnet werden kann). Die oberen Fenster waren nun ein Problem zum putzen von aussen. Dies wurde gelöst indem uns der Schmied vom Dorf grosse Eisenringe mit angeschweissten Schrauben anfertigte und jetzt prangt zwischen jedem Fenster ein Eisenring. Daran kann ich mich, wenn ich zum Fensterputzen auf der Leiter stehe, mit einer Hand komfortabel festhalten und auf der Hausfassade sieht dies sehr dekorativ aus. Bloss wurden wir schon gefragt ob da früher wohl die Pferde so hoch angebunden worden seien – man weiss nie, vielleicht gab es hier mal eine Giraffenzucht?!

Da kam der Augenblick welcher uns verraten sollte ob sich die Mühe mit dem alten Boden gelohnt hat. Ich versiegelte ihn. Teurer Lack, welcher in mehreren Lagen, immer in Intervallen von 24 Stunden angebracht werden sollte. Da mussten wir einfach 3 Tage reservieren. Kein Besuch, kein Staub und immer wieder der Gestank. Den ersten Anstrich habe ich am Abend gemacht, da haben wir schlecht geschlafen und morgens war eine Kopfschmerzentablette angesagt. Die nächsten Anstriche haben wir immer morgens angebracht und am Tag die Arbeit draussen verrichtet. Die Ueberraschung war perfekt: Der Boden glänzte jetzt honiggelb bis orangebraun. Wunderschön. Wir brachten es beinahe nicht übers Herz später endlich unsere Orientteppiche, welche seit anderthalb Jahren im Schopf eingerollt warteten, draufzulegen und einen Grossteil der Fläche zuzudecken.











Da Rolf jetzt endlich seine Kanapees und diversen Sachen zügeln wollte nahmen wir Mass und siehe da, neben dem Kachelofen, vor der alten, schönen, Wand war Platz für sein Kanapee im Landhaus-styl. Aber jetzt blieben nur noch 80 cm. Eine Treppe fürs Obergeschoss musste auch noch eingebaut werden. Eine gerade Treppe hätte bis über die Hälfte ins Zimmer geragt und für eine runde Treppe war kein Platz. Die Lösung war ein Lift! Zuerst als Utopie abgetan hat Rolf plötzlich nachgedacht und setzte sich an den Zeichnungstisch. Und es ging ruck-zuck. Ein Vogelkäfigähnliches Gestell aus Eisen hat er in Auftrag gegeben. Mit Laufschienen an den Wänden und unserer Seilwinde auf dem Estrich haben wir jetzt einen Lift mit Bänklein (Bänklein weil die Küchendecke angehoben wurde und die Galerie darob jetzt nur noch 1.7 Meter Raumhöhe aufweist). Würde nun jemand stehend im Lift nach oben fahren, würde er oben zuerst den Kopf in die Decke rammen! Deswegen, sitzen bitte schön!!

Dies war nun der Abschluss für den Sommer 2008. Wir gehen wieder in den Süden an die Wärme und im Frühling, nach unserer Rückkehr bauen wir weiter. Ich denke bis halb in den Sommer 2009 hinein haben wir noch zu tun. Die Bauversicherung habe ich jedenfalls bis August 2009 verlängert.

Tschüss bis nächsten Frühling....

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