Rolf hat Pläne gezeichnet und Berechnungen angestellt und wir haben uns entschieden im Frühling 2007 in dieses alte („erhaltenswert“ katalogisierte) Haus einzuziehen und es von Grund auf zu sanieren.
Wir mussten akzeptieren dass Direktiven vom Raumplanungsamt eingehalten werden müssen. Die Dachform muss so bleiben wie vorher Die Einfahrt, welche wir nicht mehr benötigen, muss auch wieder gebaut werden damit das Ganze aussieht wie ein Kleinbauernhaus. Der Dachvorsprung darf nicht verkürzt werden. Damit mehr Licht einfällt haben wir uns halt entschieden keine Traufen anzubringen. Wunderschöne Regentropfen-Perlenschnüre bei jedem Ziegel sind das Resultat wenn’s regnet. Die Fenster müssen genau wie früher Sprossen haben und die Scheibe in 6 Scheibchen teilen. Da sind wir einverstanden, dies sieht sehr hübsch aus.
Wir zogen gleich hier ein damit wir nicht jeden Tag Zeit verloren, auf die Baustelle zu kommen und zugleich damit wir immer vor Ort waren wenn die Handwerker da waren und etwaige Fragen hatten. Was schief lief konnte gleich korrigiert werden.
Erste Arbeiten: Im Stall, Vor- und Nebenräumen musste alles raus und die Wände abgerissen werden. Da holten wir doch Hilfe. Bretter konnte ich ja auch abreissen und draussen auf einen Haufen legen, aber die Deckenbalken des Stalls waren dann doch zu schwer. Ein tüchtiger Herr wurde uns vom Arbeiterhilfswerk geschickt.


vorher - nachher--------------------
Derweil hat eine Baufirma vom Dorf Eggiwil (im tiefen Oberemmental) schon Arbeiter mit Maschinen geschickt und der Terrassenrand am Haus entlang wurde mit dem Kompressor aufgebrochen damit die gefaulte Holzschwelle des Hauses frei lag. Auch die Tenne (Raum zwischen Stall und Wohnteil in Bauernhäusern) wurde aufgebrochen und das Geröll rausgeschafft. Die Mauer des Stalls und Betonkrippe mussten auch weichen. Ich habe die Arbeiter bewundert, da sie ja so schwere Arbeit jeden Tag während 8 Stunden ausführen.


Tenne-
dann Baustelle und jetzt Wohnraum

Und schon kam der Sanitärinstallateur von unserem Dorf und legte Wasser- und Abflussrohre, derweil die Maurer schon einige Wände hochzogen. Die Mauerlöcher im Stall mussten ausgefräst werden damit alle Ost-Fenster dieselben Dimensionen bekamen. Es ging Schlag auf Schlag und die Zimmerei (wohlbekannt durch gut ausgeführte Arbeiten an älteren „erhaltenswerten“ und sogar „denkmalgeschützten“ Häusern) setzte schon die Balkenlage der Decke über dem Stallteil welcher jetzt Schlafzimmer-Büro-Bad wurde.


Stall - dann in Arbeit - Resultat:Büro

Wir mussten schnell den Boden auf der Bühne und Tenn anbringen damit die Dachdecker welche angesagt waren dann auch Boden unter den Füssen hatten, oder besser gesagt: falls einer gefallen wäre, dann doch nicht gleich 8 Meter in die Tiefe. Werkzeug war so auch gleich zur Hand.
Derweil konnten wir einem Spektakel ohnegleichen beiwohnen. Die Hausschwelle war vermodert da eine im vorigen Jahrhundert angebrachte Terrasse höher als die Hausschwelle war und bei jedem Regen das Wasser die Wand nässte. Unsere Zimmermänner haben mit zahlreichen Balken und Winden die nordwestliche Hausecke zirka 8 cm angehoben. Die Wände wurden sorgfältig zusammengeschraubt damit auch die ganze Wand angehoben wurde und nicht nur die oberen Balken.
Die Fenster klirrten und in der Küche öffneten und schlossen sich alle Schranktüren zugleich. Danach klemmte auch jede 2. Tür, aber egal: wir freuten uns dass die Arbeiten so flott von sich gingen. Unser Zimmermann hatte auch ein Tempo drauf: er arbeitet meistens im Laufschritt, da wird man schon müde beim zuschauen! Ein paar Wochen hatten wir dann zwischen Boden und Wänden einen 8 cm Spalt und beim Frühstück besuchten uns die Wespen. Ob Mäuse ein und aus gingen wissen wir nicht und wollten es auch gar nicht wissen, schliesslich hatten wir eines abends schon Fledermäuse im Wohnzimmer gehabt!
Nun waren wieder wir zwei, Rolf und ich, fleissig. Eine Firma, deren Initialen früher für Genossenschaft für landwirtschaftliches Bauen standen, lieferte Bodenisolation und spezielle Wandisolation. Dazu kam 1 Std. ein Spezialist und unterrichtete uns wie die Isolation zugeschnitten und angebracht werden musste. Die Zuschneidemaschine und Werkzeug stellte diese Firma zur Verfügung. Wir waren Feuer und Flamme und arbeiteten von morgens bis abends. Schade dass es eigentlich den ganzen Sommer 2007 regnete. Wir mussten immer wieder die Fensterlöcher mit Plastik zukleben damit im Raum nicht alles nass wurde und die Wände sollten ja auch trocknen. Kalt war es auch, aber im alten Wohnteil funktionierte zum Glück der Kachelofen und wir genossen es abends (oder manchmal schon mittags) drauf zu sitzen und uns schön durchwärmen zu lassen. Ob das gesund ist, auf einem Ofen zu „braten“ wissen wir nicht!
Dann kam es ganz dick: Der Zimmermeister und Dachdecker haben sich zusammengetan und meinten dass die Arbeit mit Hilfe eines Krans besser vorangehe. Da stand nun plötzlich auf unserem emmentaler Hügel ein hoher kanariengelber Kran. Und es ging los. Die Dachdecker, ein fleissiges Unternehmen vom Trub, deckten in einer Windeseile das Dach beim Stallteil ab und die Zimmermänner sägten die Dachkonstruktion auseinander damit der Kran alles abheben und hinter dem Haus auf einen Haufen „legen“ konnte. Das war dann später ein Geschenk für uns beide. Rolf und ich haben tagelang alte Balken auseinandergesägt und aufgeschichtet. Bei jedem Balken den man aus dem Haufen zog mussten wir aufpassen damit nicht gleich noch 2-3 nachrutschen oder der ganze Haufen auf die Seite fällt. Rolf hat dann, wegen einem „wildgewordenen“ Balken, doch noch Schrammen von dicken Nägeln auf den Rücken gekriegt und das t-shirt hatte lauter Löcher. Hatte ich einen Schreck!

Dann sah man wieder was eingespielte Teams ausmachen. Die Zimmermänner richteten den Dachstock über dem Stallteil auf und derweil deckten die Dachdecker auch den Hausteil ab damit die dortigen „Raven und Pfetten“, oder wie das alles heisst, auch ersetzt werden konnten.

Das Wochenende kam und Regen war wieder mal von der Partie. Im Schlafzimmer mussten wir die Betten von der Wand wegrücken weil das Regenwasser durch (die vielleicht nicht mehr ganz dichten) Blachen auf dem Dach durchsickerte und durch den Estrichboden an der Wand runterlief. Am nächsten Tag habe ich dann mit Schrecken entdeckt dass ein Stockwerk tiefer die Nähmaschine und Neuenburger-Pendule braunverspritzt waren. Na ja, die Nähmaschine funktionierte nach akribischem Abtrocknen noch und die Pendule sieht halt ein wenig mehr nach „antik“ aus.
Montags gings weiter, und plötzlich sollte der „Ortladen“ angebracht werden. Wir baten die Dachdecker dies erst am nächsten
Morgen zu tun und so sägten wir den ganzen Abend, mit 2 Stichsägen bewaffnet, in zirka 10 m1 Bretter den „laufenden Hund“. Dies ist eine schöne Verzierung welche man an den meisten Berner-Bauernhäusen sieht. Danach wurden die letzten Ziegel aufs Dach verlegt und unser Haus sah ganz ordentlich aus.
Und schon war der 8. Juni 2007. Das Dach war fertig. Im Haus haben wir emsig weiter isoliert. Der Sanitärinstallateur und der Elektriker haben Rohre und Leitungen gezogen und es wurden die Rohre für die Bodenheizung (Luft-Wärmepumpe) gelegt. Dann kam ein Betonwagen mit einer dünnflüssigen Masse welche einfach in die Räume gepumpt wurde und das heisst dann: Unterlagsboden, schön eben und horizontal da das ganze ja flüssig eingebracht wird. Wir vertrauen dem Heizungsinstallateur dass die Rohre ewig dicht bleiben, sonst braucht es dann einen Presslufthammer um alles freizulegen. Schrecklich, nicht auszudenken!!


Nach eingehaltener Trockenzeit des Bodens konnten die Wände gegipst werden.
Aber vorher, welche Qual wenn man plötzlich bestimmen muss wo und wie viele elektrische Steckdosen und Lichtschalter vorgesehen werden müssen. Aber die Elektriker hatten Geduld und halfen mit gezielten Vorschlägen. Ich weiss noch jetzt nicht ob wir einfach Glück hatten oder ob dies die Regel ist: jedes Mal wenn wir wieder ein Stück oder ein Zimmer weiter waren kamen die Elektriker innert 1-3 Tagen. Das war super, man hört ja so oft dass man die Handwerker nicht ins Haus kriegt wenn man sie benötigt.
Der Schreiner, auch ein Unternehmen vom Dorf Eggiwil, hat dann schon begonnen Fenster anzufertigen und einzusetzen. Endlich kein Durchzug mehr bei Regen! Bei schönem Wetter wars ja erwünscht damit die Wände und Böden nachtrocknen.
Und Rolf hat sich spezialisiert auf Fensterbau. In jedem Zimmer haben wir, ausser den 4 Glastüren im Haus, ein Fenster vom Schreiner damit man lüften kann. Für die anderen Fenster im Erdgeschoss hat der Schreiner die Holzprofile am Meter geliefert und Rolf hat die Rahmen im Schopf, wo er eine schöne Werkstatt eingerichtet hatte, zugeschnitten, geleimt und gestrichen.
Das doppelte Isolierglas wurde separat geliefert und in die schon eingebauten Fensterrahmen eingesetzt und mit den, wiederum vom Schreiner gelieferten, passenden Leisten fixiert. Zum Fensterputzen ist es ja einfach von innen zu putzen und dann die Aussenseite von aussen. Die finanzielle Einsparung durch diese selbstgebauten Fenster ist doch gewichtig.
Die Isolation im Stallteil musste, wegen den Mauern und damit kein extra Lattenrost angebracht werden musste, mit Styrofoam gemacht werden. Aber die Decke und den ganzen vorderen Hausteil (Tenn und alter Wohnteil) haben wir mit Schafwolle, welche speziell für solche Zwecke zubereitet wird, isoliert. Von vielen Leuten ernten wir ein mitleidiges Lächeln, aber ich habe schon ein Haus mit Schafwolle isoliert. Das Anbringen ist superpraktisch: kein jucken und beissen an Händen und Armen. Bloss an der Decke kommt man ins Schwitzen bis die weichen, 12 cm dicken Matten oben angetackert sind. Nachteil: teurer als Glas- und Steinwolle. Vorteil: keine Dampfsperre da Schafwolle bis 30 % Feuchtigkeit aufnehmen kann und wieder abgibt. Da Dampfsperre nicht billig ist spart man sich bei Schafwolle die Dampfsperre und die Arbeit diese anzubringen! Der Dämmwert von Schafwolle entspricht auch demjenigen von Glas- oder Steinwolle.
Nachdem der Stallteil nun in ein schönes Schlafzimmer, Büro und Bad umgebaut waren (Apparate im Bad hat Rolf selbst eingebaut, ich habe gefliest und aus einem alten
Brett nach langem hobeln, schleifen und lackieren einen schönen 3 Meter langen Waschtisch gemacht, das geblümte Lavabo hatte ich im Frühling schon von einer Reise nach Mexiko im Handgepäck zurückgebracht) konnten wir anfangen im alten Wohnteil Wände und Böden rauszureissen.
Was weiter geschah kommt in den nächsten Tagen...